Der Energie-Multi Shell bietet ab sofort Wasserstoff-Lkw im Abo an. Mit dem neuen Pay-Per-Use-Angebot soll den Kunden aus der schweren Mobilität eine „erschwingliche Möglichkeit“ geboten werden, um Wasserstoff-Lastwagen für ihre Zwecke zu testen. Dabei geht es um ein Modell, an dessen Entwicklung Shell selbst beteiligt war.
Wie Shell zunächst über LinkedIn und später per kurzer Pressemitteilung angekündigt hat, sollen Kunden gegen eine monatliche Gebühr einen Wasserstoff-Lkw nutzen können. Auf diese Art und Weise sollen die Kunden die Fahrzeuge über einen gewissen Zeitraum in ihren Einsatzzwecken erproben können, ohne gleich in die Anschaffung eines solchen Fahrzeugs investieren zu müssen. „Dies erleichtert den Kunden die Umstellung ihres Fuhrparks auf wasserstoffbetriebene Lkw mit geringeren Investitionen, weniger Komplexität und weniger Risiko“, so Shell.
Vorerst wird es den Dienst ab August in Deutschland geben. Ob auch andere Länder folgen werden, ist nicht bekannt. Auch die Höhe der Monatsrate wird weder in dem LinkedIn-Post noch in der Mitteilung nicht genannt, in der Gebühr ist aber neben dem Fahrzeug selbst auch die Betankung enthalten.
Im Rahmen des Angebots stellt Shell übrigens einen Mercedes-Benz Atego mit Brennsoffzellen-Antrieb zur Verfügung. Ab Werk bietet Daimler Truck den 15-Tonner nicht mit einem Wasserstoff-elektrischen Antrieb an. Nur in der Mitteilung erwähnt Shell kurz, dass es sich um „15-Tonnen-Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge vom Hersteller Paul Nutzfahrzeuge des Typs Mercedes-Benz Atego“ handle. Was das Energieunternehmen nicht erwähnt: Shell Deutschland war einer der Partner im Next Mobility Accelerator Consortium. Gemeinsam mit der Paul Group und MaierKorduletsch wurde 2022 ein mittelschwerer H2-Lkw vorgestellt. Der „Paul Hydrogen Power Truck“ oder kurz PH2P Truck verfügt über ein Fahrgestell des Mercedes Atego und ein Zuggesamtgewicht der erwähnten 24 Tonnen.
Auch die weiteren technischen Daten passen zu dem PH2P Truck: Laut Shell sollen je nach Nutzung zwischen zwei Tankstopps bis zu 450 Kilometer möglich sein, ein Tankvorgang soll 15 Minuten dauern. Für den PH2P Truck wurden im Vorjahr 30 Kilogramm Tank-Kapazität und ein Verbrauch von 6,5 kg/100 km genannt, was rechnerisch 461 Kilometer Reichweite ergibt.
Der 120 kW starke Elektromotor (Spitzenleistung 300 kW) kann den PH2P auf bis zu 85 km/h beschleunigen. Das Dauerdrehmoment liegt bei 2.800 Nm. Der Zentralantrieb stammt von Voith, die Wasserstofftanks in horizontaler Installation vom südkoreanischen Energie-Lösungsanbieter Hanwha Solutions. Ein Tankvorgang soll zwischen zehn und 15 Minuten dauern, so Paul. Die Brennstoffzelle stammt von Toyota. Die Softwareintegration sowie die Systemarchitektur wurden von pepper motion realisiert. Christian Huber, Vertriebsleiter bei Paul Nutzfahrzeuge, hat den PH2P Truck auch vor unserer Kamera genauer vorgestellt.
Bereits zur Vorstellung wurde verkündet, dass Shell selbst 25 PH2P Truck gekauft hat. Genau jene 25 Fahrzeuge sollen nun über die Plattform Shell Hydrogen Pay-Per-Use angeboten werden. Die Anzahl ist also begrenzt, genau genommen sind nur noch 23 BZ-Lkw verfügbar. Denn für zwei Exemplare hat Shell bereits ein Abkommen mit DHL geschlossen.
„Es ist wichtig für uns, verschiedene technologische Lösungen zu erforschen und zu erproben, die das Potenzial haben, uns in Zukunft bei der Dekarbonisierung unseres Transports zu helfen. Vor allem im Frachttransport auf Straße ist es noch ein weiter Weg, da nicht klar ist, welche technologische Lösung sich letztendlich durchsetzen wird“, sagt Michael Lohmeier, Leiter des Clean OPS Technology Center der DHL Group. „Deshalb ist es für uns wichtig, einen technologie-offenen Ansatz zu verfolgen und so viele Erfahrungen wie möglich zu sammeln. Die ‚pay per use‘-Lösung von Shell macht es für Unternehmen einfach und bequem, neue Transportkonzepte ohne hohe Einstiegskosten zu erschließen. Es braucht innovative Ansätze und gemeinsame Anstrengungen wie diese, um den Weg für neue Technologien und Lösungen zu ebnen.“